SIGNIFICANT MOMENTS: journalistische photographie
Als der berühmte deutsch-amerikanische Photograph Lyonel Feininger (*17.06. 1871 in New York, †13.01. 1956 in New York) gefragt wurde, wie man denn ein gutes Photo macht, soll er geantwortet haben."Es ist schon da - du musst es nur herausholen ..."
Er bezog sich dabei auf das Motiv und auf die grundsätzliche Anforderung, dass ein Photograph dieses "nur noch" erkennen und festhalten muss.
Das mag eine sehr vereinfachte Darstellung sein, doch es ist auch viel Wahres daran.
Per Definition ist die Aufgabe der Kategorie "Journalistische Photographie", Ereignisse in Photos
zusammenzufassen, eine Story realitätsbezogen zu "erzählen" bzw. andere Methoden der Reportage (etwa Textberichte) zu komplettieren / zu unterstützen.
Oft passiert es, dass gute journalistische Photos nach Erfüllung ihrer dokumentarischen Aufgabe zur Kunst erklärt - bzw. als solche interpretiert werden. So erhalten dann die Aufnahmen eine neue
Bedeutung, die über den ursprünglichen Zweck hinaus besteht.
Es ist zwar (auch) wichtig, dass ein Photojournalist die technisch-handwerkliche Seite der Photographie beherrscht - dass er z.B. weiß wie man eine Kamera richtig bedient. Noch viel wichtiger aber ist die Fähigkeit, ein journalistisches Motiv zu erkennen und instinktiv zu reagieren, sprich: es sekundenschnell anzuvisieren und dann im richtigen Moment den Auslöser zu drücken (capture significant moments).
Dazu muss er 1. genau wissen, welches Thema er mit diesem Photo illustrieren will,
2. wissen welche Bildkomposition (visual composition) am besten in der Lage ist, die thematische Absicht umzusetzen (Perspektive, Entfernung vom Motiv, Winkel etc.). Drittens muss er - auch unter Druck - zügig und trotzdem mit ruhiger Hand arbeiten.
Bei seiner Arbeit kommt der Photojournalist oft in Situationen, in denen Diplomatie und sehr gute Kommunikations- Kenntnisse gefragt sind. Wer z.B. schon einmal für einen Report über Straßenkriminalität mit Gangs verhandeln musste weiß wovon ich rede.
Journalistische Photobeiträge sollten dazu in der Lage sein, eine Story authentisch zu erzählen - besser: eine Story im Kopf des
Betrachters anzustoßen. Was nur funktiniert, wenn dessen Vorstellungskraft von der im Photo gezeigten Aktivität angeregt wird.
Das per Druck auf den Kamera-Auslöser realisierte Photo wird dann also selbst zum Auslöser, der die Phantasie des Betrachters in
Betrieb setzt. Dabei hilft es sehr, wenn der Photojournalist die Hintergründe der Situation analysieren und verstehen kann.