DACIA "Duster": Cars Made for Journalists (Teil 1)
30. Juni 2016
Morgen starten wir in unsere Langzeit-Testreportage "Cars Made for Journalists". Der Titel sagt es: wir suchen das ideale
Fahrzeug für die alltäglich Arbeit eines Journalisten(teams).
Die Idee zur Reportage resultiert aus der Tatsache, dass wir selbst dieser Berufsgruppe angehören. Und deshalb hautnah mit genau den Fragen beschäftigt sind, die wir im Verlauf unserer Testserie
klären wollen.
Wann immer wir zu einer Berichterstattung aufbrechen geht es uns wie allen anderen Kollegen auch. Alles dreht sich zunächst um die Problematik: was nehmen wir mit? Je mehr, desto besser,
lautet die Antwort. Was du dabei hast das fehlt dir vor Ort nicht. Ein Anspruch an das perfekte Journalisten-Auto ist demzufolge der Aspekt Platz. Stauraum ist gefragt.
Darüber hinaus sind aber noch weitere Ansprüche entscheidend, denn dasZuladungs-potenzial eines Fahrzeuges löst längst noch nicht alle Probleme. Was nützt etwa ein geräumiger Transporter, wenn wir damit in
Schwierigkeiten geraten, weil der Weg zur Einsatz-Location durch schwieriges Gelände führt? Und was bringt im Umkehrschluss ein typischer Geländewagen, wenn man auf der Landstraße oder Autobahn
Kilometer fressen muss, weil einem der allgegenwärtige Zeitdruck im Nacken sitzt?
Gefragt ist sozusagen eine motorosierte "Eierlegende Wollmilchsau". Ein automobiler Alleskönner, der dazu noch sparsam und effektiv im Verbrauch ist. Dabei Fahrstabilität und Agilität auch dort beweist, wo es mal etwas flotter um die Ecken geht. Schnell und komfortabel eben, aber keinesfalls ein wehleidiges Luxuswägelchen.
Kandidat Nummer Eins auf unserer Suche nach dem idealen Journalisten-Auto ist der DACIA "Duster". Als in der Redaktion dieses
Modell ins Gespräch kam, da waren wir zugegebenermaßen etwas voreingenommen. DACIA? Ist das nicht diese rumänische Billigmarke, die ihre moderaten Preise mit einem Verzicht auf Luxus
argumentiert?
Wie wird es da um den Aspekt "Image" bestellt sein? Immerhin hängt das Gelingen einer guten Reportage auch vom ersten Eindruck ab, den man am Ort des Geschehens macht. Viele offene Fragen. Mit
Spannung sehen wir dem Auftakt dieser Reportage entgegen.
1. Juli 2016
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Heute ist das Datum der Anlieferung. Verantwortlich dafür ist eine uns bisher unbekannte B&F AUTOmobil Gmbh. Das Unternehmen
macht vom ersten Kontakt an einen zuverlässigen Eindruck - einen Tag vor dem Liefertermin wird mit uns konkret die Uhrzeit vereinbart, wobei man sich uneingeschränkt unserer Terminlage
anpasst.
Auf die Minute exakt wird diese Vereinbarung am kommenden Tag eingehalten.
Und schon die Erscheinung des Überführungsfahrers strahlt Solidität, Ordnungsliebe und Zuverlässigkeit aus. Typ netter
Gymnasial-Lehrer, Hauptfach Mathe. Man spürt es sofort: dieser Mann macht alles korrekt; achtet anderer Leute Hab und Gut. Ist höflich und dabei souverän.
Die Fahrzeugübergabe erfolgt professionell und kundenorientiert. Formalitäten gibt es nur insofern als der ordnungsgemäße Lieferzustand bestätigt werden muss.
Nicht lange, und wir sitzen im Testauto. Die
technische Einweisung darf angesichts unserer Berufserfahrung kurz und bündig ausfallen. Minuten später drehen wir schon eine kurze Proberunde um den Block. Und registrieren sofort: der DACIA
fühlt sich richtig gut an.
Die Ausrüstung für unsere erste ausführliche Probefahrt haben wir schon gestern Abend vorbereitet: Kamera-Equipment, Checkliste mit Testkriterien, Aufnahmegerät für Interviews bzw. Sprachnotizen.
Nicht zu vergessen natürlich CDs und Sticks mit cooler Musik.
A propos Musik: der Klang des Soundsystems "mediaNAV" an Bord unseres Testwagens haut uns um. Wir füttern es zum Einstand gleich
mit anspruchsvoller Kost - Mark Knopfler begleitet unseren Kurztrip mit seinem phantastisch produzierten Soloalbum "Sailing to Philadelphia" (Mercury
Records, Sept. 2000). Es klingt genial. Dieses Auto kann auch Musik machen. Ob es fahren kann wollen wir in den kommenden Wochen herausfinden.
Auf geht's durch die malerische Landschaft rechts und links der Bundesstraße 10 über Amstetten hin zur "Straub Mühle" Geislingen.
Sowohl der Ortsname als auch die genannte Lokalität spielen im überregionalen Tourismus eine eher untergeordnete Rolle. Für unsere Testfahrt jedoch zählen zwei
Tatsachen:1. Ich kenne die Strecke dorthin wie
meine Westentasche, bin ich doch hier mit so manchem Supersportwagen durch die recht anspruchsvollen Kurven geräubert.
2. Man braucht
nur kurz von der Straße abzubiegen und findet sich in durchaus anspruchsvollem Gelände wieder.
Sowohl auf Asphalt wie auch auf loserem Untergrund kann ich also hier den DACIA einem ersten Kurztest unterziehen. Zuerst geht's auf die Straße. Ich bin gespannt - weiß ich doch, dass mancher Journalisten-Kollege sich beim DACIA Duster ein besseres Verhalten in schnelleren Kurven wünschte. Mir geht es da anders - mit einigem Erstaunen stelle ich fest: der vergleichweise hochbeinige DACIA-SUV passt sich recht souverän dem zügigen Geschlängel an. Er fährt sich ähnlich agil wie ein "normaler" Personenwagen und ist vor keiner Kurve bange. Ich erwischte jedenfalls auf Anhieb immer die richtigen Einlenk- und Bremspunkte. Manch anderer SUV der gehobenen Kategorie hat mich da wesentlich ärger in Bedrängnis gebracht, wenn es mal etwas flotter um die Ecken ging.
Am Ziel dieses ersten kurzen Kurzausfluges nutze ich einen großen Parkplatz, um den Wendekreis unseres Testwagens zu checken. Der
ist erfreulich eng; auch Wendemanöver mit geringem Radius sind ohne weiteres machbar. Eine Tatsache, die sich nicht zuletzt in knapp begrenzten Parkplatz-Innenhöfen oder engeren Garagen-Arealen als Vorteil erweist. Der erste Tag unsere
Duster-Langzeit-Tests entlässt uns mit einem erfreulichen Fazit in den Feierabend: Dieser DACIA scheint ein richtig gutes Auto zu sein. Und weil ich so begeistert bin wiederhole ich mein Lob für
das Soundsystem "Media Nav". Es klingt toll und lässt sich vor allem einfach und intuitiv bedienen.
Leider geht es unsererseits nicht ohne einen Funken Kritik ab. Wir haben ein paar Kleinigkeiten zu bemängeln. So könnten die
Armauflagen in den Türen ruhig ein wenig gepolstert sein - im Interesse unserer Ellenbogen. Das harte Plastik sorgte für die eine oder andere Druckstelle.
Ein an sich positiv zu wertender Faktor sind die clever angeordneten und großzügig dimensionierten Ablage-möglichkeiten in Armaturenbrett und Mittelarmlehne. Hier passt eine Menge Kram hinein,
den man nicht lose "herumfliegen" lassen möchte: USB-Sticks, Kleingeld, Schlüsselbund, Chip für den Einkaufswagen, Diktiergerät, Speicherkarten, Kabel, Handy, CDs ...
Wenn sie doch bloß nicht auch innen dieses nackte Hartplastik hätten. Alles rutscht deshalb hin und her und klappert während der Fahrt bei jedem noch so kleinen Lenk- oder Bremsmanöver. Schade,
dass hier nun doch eine gewisse Billigheimer-Mentalität durchschimmert.
So bekommen unsere Nerven erst Ruhe, als wir diese Stauräume provisorisch dünn mit rutschfestem Dämm-Material ausgekleidet haben.
"Do it yourself" - vielleicht war das ja ein mitentscheidender Punkt beim Innenraumkonzept der Konstrukteure.
Von solchen Kleinigkeiten abgesehen trifft zu, was die Marketing-Abteilung ausdrücklich formuliert:
"Der DACIA Duster empfängt Sie mit dem Komfort einer Limousine - ist aber robust und wandelbar wie der eines vollwertigen Geländewagens".
Unserem ersten Eindruck gemäß scheint der Wagen diesen Anspruch grundsätzlich zu erfüllen, wenn man sich bei dem Begriff "Limousine" nicht automatisch das Präfix "Luxus" dazudenkt. In den kommenden Wochen wird er uns zu verschiedenen Reportagezielen in ganz Deutschland bringen. Wir sind neugierig, ob er den Titel "Ideales Journalisten- Auto" für sich in Anspruch nehmen darf.