Nahton - Erlebnis: Headphones M4U 2 von psb SPEAKERS
Ich bin gegen vollmundige Slogans weitgehend immun. Mein Beruf als Journalist und Texter verhalf mir zu einer Menge
Hintergrundwissen darüber, wie solche "Botschaften an die Zielgruppe" meist konstruiert werden.
Es machte also erstmal wenig Eindruck auf mich, dass der Hersteller psb SPEAKERS seinen M4U 2 als "High
Performance Kopfhörer" bezeichnet. Papier ist bekanntlich geduldig - Internetplattformen sowieso.
Als kürzlich bei uns in der Redaktion ein Paket mit Testlautsprechern eintraf, stellte ich fest dass pfiffige Mitarbeiter der
Presseabteilung gleich noch ein Exemplar der "M4U 2"-Kopfhörer beigelegt hatten. Da konnte ich natürlich nicht anders: ich musste sie
ausprobieren. Auch weil eben jener Hinweis "High Performance" in mir ein neugieriges "... wollen doch mal sehen ..." auslöste.
Auch gebe ich zu, dass mich das Design außerordentlich ansprach. Der Look des "M4U 2" (in diesem Falle in weiß) ist wirklich
außergewöhnlich cool. Er schließt eine Lücke zwischen Hightech und Fashion.
Optische Beurteilung abgeschlossen - es soll um akustische Qualitäten gehen.
Halt! vorher noch kurz zum Tragekomfort. Den akustischen Kopfschmuck empfinde ich zunächst als ziemlich schwer geraten - insbesondere wenn man den psb M4U
2 mit herkömmlichen Kopfhörern vergleicht, die allerdings auch einen wesentlich geringeren Funktionsumfang
bieten.
Allein das aktive Funktionsprinzip speckt ein wenig auf (Batterien etc.) - und die gediegenen Materialien (hochwertiges Kunstleder, Polycarbonat und Aluminium) packen ihren Anteil dazu.
Dennoch wurde sehr gewichtsbewusst konstruiert: die Metallteile des faltbaren Kopfbügels etwa bestehen aus leichtem Aluminium.
Die anatomisch geformten Muscheln sind zweifach justierbar - das sorgt für erhöhten Tragekomfort. Alles in allem steht der Faktor Komfort in einem sehr gesundem Verhältnis zum technischen Funktionsumfang (auch dank der Polsterung des oberen Kopfbügel-Bogens). Oft sind sogar Passiv-Modelle deutlich schwerer als dieser aktive Kopfhörer.
Schon beim Auspacken des psb M4U 2 kommt helle Freude auf. Der Lieferumfang enthält nämlich reichlich sinnvolle Zugaben, die nicht extra bezahlt werden müssen: Vergoldeter Adapter auf 6,3 mm Klinke; Standardkabel für Stereogenuss (inklusive der Mikrofonaktivierung); ein Headsetkabel für iPhone/iPod/Blackberry mit Mikrofon zum telefonieren und Fernbedienung zum steuern des IPhone/IPod/Blackberry; Tragebox für sicheres Verstauen zum Mitnehmen sowie Karabiner zwecks Befestigung an Gürtel oder Kleidung; dazu 2 Stück AAA-Batterien und ein Flugzeugadapter.
A propos Flugzeug (oder Zug oder Bus): mit diesem Kopfhörer kann man - wenn man das will - leicht einen zwischenmenschlichen Kontakt zum Sitznachbarn aufbauen. An beiden Hörmuscheln befindet sich nämlich eine Buchse für den Kabelanschluss - je nachdem auf welcher Seite sich die Ausgabequelle befindet. Die gegenüberliegende Buchse bleibt frei, und an ihr könnte man einen weiteren Kopfhörer anschließen, zu welchem das Signal dann durchgeschleift wird. Man kann also den Nachbarn zum Mithören einladen.
Aber wie klingt er denn nun? Was transportieren die Schallwandler mit ihren 40-mm-Neodym-Magneten zum Ohr des Musikgenießers? Der
Hersteller jedenfalls kündigt an, wir können mit diesem "... technischem Meisterwerk unsere Musik hören wie im Konzertsaal" (Zitat). Gut gebrüllt,
Löwe. Wollen mal sehen. Respektive hören.
Eine Auswahl Vinylplatten aus meiner Sammlung soll beim Hörtest den Anfang machen - die teilweise recht betagten Exemplare haben trotz pfleglicher Behandlung über die Jahre manchen Kratzer
abbekommen. Bin gespannt, wie das so nah am Ohr klingt.
Den Einstieg bilden Fleedwood Mac ("mirage", Warner Bros. 1982):
Der Gesang von Stevie Nicks kommt überzeugend unverfälscht im Gehörgang an.
Schnell wird klar, dass ich beim Hören dem Aktiv-Modus den Vorzug gebe. Er bringt ein deutliches Plus an Klangfülle, ohne dabei jemals zu dick aufzutragen.
Alles klingt natürlich und ungekünstelt. Der Bass grummelt wie er soll - es mangelt ihm nicht an Tiefe, Dynamik und Volumen.
Dem Schlagzeugsound von Mick Fleetwood wird der Kopfhörerklang allerdings nicht optimal gerecht. Insbesondere die an sich natürlich klingenden Becken erinnern jetzt - beim ohrnahen Hören - ein
ganz, ganz klein wenig an scheppernde Topfdeckel.
Die schöne Ballade "Gypsy" verliert nur ganz minimal an Romantik - eben weil (wie bei
jedem Kopfhörer) die Raumresonanz und somit das Volumen fehlt. Dennoch meistert der psb M4U
2 diese Hürde deutlich besser als mein Referenzkopfhörer. Das hätte ich nicht erwartet.
Bassdrum und Bassgitarre haben noch weitaus genug Charakter, und das Klavier klingt in bestem Tack-Piano-Style wie ein leeres Bierglas - so wie der Pianist es wohl beabsichtigt hat.
Das Gitarrensolo erreicht die Ohren mit sattem, saitigem Charakter und ist gut von den anderen Instrumenten separiert.
Am meisten allerdings erstaunt mich, wie gut alle Farben und Facetten der weiblichen Gesangsstimme übertragen werden. Wie sich im gesamten Testverlauf beweist ist die Wiedergabe von menschlichen
Stimmen eine klare Stärke des M4U
2.
Insgesamt irritiert mich (aber mehr unterschwellig) lediglich ein irgendwie fremdartiger "Nebenteppich" - eher gefühlt als gehört. Dieses ganz weit hinten wie eine flüsternde Art "Grundrauschen" empfundene Phänomen ist kaum als Störung des Klangbildes wahrnehmbar. Aber es ist da.
Interpretenwechsel: im nächsten Vinyl-Testlauf gehen BAP-Frontmann Wolfgang Niedecken und seine Band "Complizen" an den Start (EMI: 1987 - produziert von Wolf Maahn). Ihr Album "Schlagzeiten" ist eine aus klanglicher Sicht hervorragend produzierte Scheibe, die ich gern für Hörtests verwende.
Hier gerät mein Referenz-Kopfhörer endgültig ins Abseits. Er unterschlägt nahezu komplett das akustische Vinylfeeling - erst durch den psb M4U 2 sind auch jene atmosphärischen Nebengeräusche wahrnehmbar, auf die Vinyl-Liebhaber Wert legen. Überraschenderweise klingt alles ungefiltert und echt - meine Angst, der Aktivsound könnte ungewollte akustische Anteile "hinzumogeln", die gar nicht da sind, bestätigt sich nicht. Keyboards und Piano sind auf einmal in voller Bandbreite da, während sie vorher im Referenzhörer nur als glattgezogener Einheitsbrei an mein Ohr gelangten.
Der Song "NIE MET ALJEBRA" klingt phantastisch - wie im Studio. Der Gesang ist wirklich die Stimme von Wolfgang Niedecken, keine Konserve. Gitarren haben echte Saiten. Der Bass stapft akzentuiert durchs Klangbild, aber dezent als würde er mit Boxhandschuhen gespielt. Das Piano perlt wie gut gekühlter Prosecco nachmittags auf einer Terasse im Tessin.
Die Becken und Zimbeln klingeln und flüstern dabei feierlich wie weit entfernte Schlittenglöckchen am Gespann von Santa Claus in einem Hollywood-Weihnachtsfilm aus den 1960ern. Das wie in Seelenqual weinende Saxophon erstickt fast (wie vom Bläser gewollt), um sich dann heroisch aufzuschwingen, bevor es freejazzig alle Popfesseln abschüttelt.
Die B-Seite der Platte beginnt mit dem Song "MAAT ET JOOT" - einem gutgelaunten (Deutsch)Reggae, dessen ungezwungenes
Jamaika-Feeling ich vorher akustisch nie so recht mitempfinden konnte. Bis jetzt. Rastamäßige Dynamik und karibischer Drive sind auf einmal ganz selbstverständlich da, weil der Testkopfhörer
instrumentale Details ans Ohr lässt, die vorher schlichtweg nicht wahrnehmbar waren.
Ich habe diese Platte auch deshalb ausgewählt, weil
auf ihr im vorletzten Song "Landplooch" der Funky-Style in eine herrlich groovige Bigband-Sequenz übergeht - inklusive kurzem, aber coolem Trompetensolo: auch das klingt prima - ein Ton wie
Honigmilch.
Den Abschluss bildet "NEULEED", und hier wird es endgültig bigbandig - kein Wunder: Paul Kuhn, der große europäische Meister dieses Genres, hatte da
höchstpersönlich seine Finger im Spiel. Durch dengenial gelungenen "Flat Tire-Groove" hindurch lugt unterschwellig auch der Geist von Glenn Miller und Stan Kenton.
In feinster Big Band-Tradition endet das Stück mit einem Trompetenton, dessen Höhe sich sehen (respektive hören) lassen kann. Gut gemacht, "Wolfgang Niedecken & Complizen". Gut gemacht auch vom Kopfhörer, dem die naturnahe Darstellung Darstellung sehr hoch gespielter Blech-Blasinstrumente hervorragend gelingt. Das ist keineswegs selbstverständlich.
Bevor wir zum CD-Sound wechseln soll noch einmal eine Vinyl-Scheibe zum Einsatz kommen. Ich entscheide mich für eines der wohl
berühmtesten Duos des schwarzen Blues: Sonny Terry & Brownie McGee. Einer ihrer Auftritte im "Sugar Hill"(einem Lokal in San Francisco) aus dem Jahr 1961 erschien im Rahmen der 'Blues Collection' des ostdeutschen Labels AMIGA. Die Aufnahmen sind wunderbar
authentisch gelungen und transportieren ein fast kammermusikartiges Feeling zum Hörer.
Wieder starte ich mit meinem (ehemaligen, wie ich mittlerweile entschieden habe) Referenz-Kopfhörer; wieder mutiert der zur musikalischen Zwangsjacke. Ich wechsele deshalb zügig zum
psb M4U 2. Der holt die kehlige
Mundharmonica von Sonny Terry aus ihrem Korsett, in dem sie vorher streckenweise zu stecken schien - nun hört man ihr an, dass sie von den Händen
eines der weltbesten Harmonicaspieler an die Lippen gesetzt wird. Das kleine Instrument spuckt eine unglaubliche Tonfülle aus. Es weint und wimmert, jubiliert und winselt, pendelt in einer Tour
zwischen kaltem Schauer und warmer Extase.
Nichts an dieser Musik ist schön. Es gibt keinen schönen Blues - das wäre auch ein Widerspruch in sich. Wenn Musik Gefühle ausdrücken kann, dann geht es hier ganz offensichtlich um Wut, Trauer, enttäuschte Liebe; um Armut und Hunger und auch um Hass.
Obwohl man den beiden Interpreten durchaus gesangliche Qualitäten zugestehen kann: hier wird mehr erzählt als gesungen. Auch die
instrumentale Begleitung - auf das Minimum Akustikgitarre und Mundharmonika reduziert - bedient sich im Grunde eines sehr begrenzten Spektrums von Klängen. Da müssen schonmal Geräusche wie ein
rhythmisches Stampfen mit dem Fuß oder ein Klopfen auf den Gitarrenkorpus als percussive Ergänzung herhalten.
Das Ganze aber kommt (gerade wegen seiner Minimalisierung) mit großer Intensität am Ohr an.
Der psb M4U 2 Kopfhörer verdichtet
diese Form amerikanischer Folkmusic zu einem kompakten Guss von Gesang und Instrumentalisierung. Fast schmerzhaft packt einen am Gänsehautnerv, was da so ehrlich und ungekünstelt aus den
Hörmuscheln kommt.
Und wieder zeigt sich die Stärke des Testkandidaten - nämlich Klangtreue: eine Gitarre klingt wie eine Gitarre; eine Harmonica klingt wie eine Harmonica, und eine Stimme bleibt eine Stimme. Damit ich es nicht vergesse - selten habe ich von einer Tonkonserve Applaus so gehört, wie er tatsächlich von Menschenhänden produziert wird. Auch das ist ein Verdienst dieses Kopfhörers.
Etwas wehmütig verlasse ich nun das Vinyl-Thema
(welches eigentlich nur ein kurzer Abstecher werden sollte) - lange habe ich meine alten Platten nicht mehr so genossen.
Wir wechseln zur Disziplin CD. Hier erfolgt der Einstieg mit der Hilfe von Altmeister Neil Young und dessen im November 2014 erschienenem Werk "STORYTONE".
Ich nenne es vollkommen bewusst "Werk", denn der alte Haudegen des US-amerikanischen Folkrock bietet uns auf dieser Scheibe sowohl (wie er es nennt)
Orchestral-Aufnahmen als auch Big Band-Stücke an. Übrigens kommt hier nicht die ebenfalls im Handel befindliche "Deluxe Edition" zum Einsatz, die alle Songs dann zusätzlich als "Solo"-Version
enthält.
"STORYTONE" ist durchweg hervorragend produziert. Auch wenn ich den Ausdruck "fett" bezogen auf Music und Sound nicht besonders
mag: zu dieser Produktion fällt mir kein besseres Adjektiv ein. Die Musik klingt fett.
Fett ist dabei im allerpositivsten Sinne gemeint. Etwa wie wenn Großmutter ihre beste Hochzeitssuppe auf den Tisch bringt. Von allem Guten ist eine Menge drin, aber nichts was nicht
reingehört.
Track Nr.1 heißt "PLASTIC FLOWERS". Kompetente Streicher rollen einen dicken, aber fein gewebten Teppich aus, auf dem meine Ohren ohne zu frieren barfuß gehen können. Das Piano perlt wie gut
gekühlter Champagner; dezent (endlich mal) säuselt hier und da ein Becken im Hintergrund. Das ist eine Form von Kunst, die ich in dieser Feinfühligkeit
von Neil Young ehrlich gesagt nicht automatisch erwartet hätte.
Weiter geht es mit "WHO'S GONNA STAND UP". Dieses Stück könnte durchaus zum Soundtrack eines monumentalen Hollywood-Movies gehören. Ich muss mich zwingen nicht zu vergessen, dass es hier um einen Kopfhörertest geht, und nicht etwa um eine CD-Rezension. Diese Musik klingt über den psb M4U 2 derart gut - es verschlägt mir fast die Sprache.
Ich muss sachlich bleiben. Vielleicht liegt meine Begeisterung ja auch nur daran, dass die satte Instrumentierung auf Neil Youngs
"STORYTONE" so voluminös daherkommt? Und dass die Platte eben überdurchschnittlich gut produziert ist?
Ich beschließe einen krassen Wechsel - von melodischem Neil-Young- Gesang hin zu Leonard Cohen und "POPULAR PROBLEMS", dem 14. Studioalbum des kanadischen Singer/Songwriters. Hier übernehmen das
Singen weitgehend die weiblichen Background-Stimmen von Dana Glover und Donna De Lory, während der Poet im Vordergrund seine Stücke eher spricht als melodisiert.
In Track Nummer 3 begegnet uns eine herrlich-romantische Violine - gespielt von Alexandru Bublitchi. Der ist eine erfolgreiche
Größe im klassischen Violinenfach und spielte in weltberühmten Ensembles wie "Orquestra Grand Teatre del Liceu", "Orquesta Sinfonica de Castilla y Leon", "Orquestra de la Comunitat Valenciana"
(Palau de Les Arts).
Sein Spiel verliert auch in den Hörmuscheln des Test-Kopfhörers nicht den typischen Sound, der mich früher schon durch diverse hochwertige Lautsprecherboxen so faszinierte. Es bleibt dabei: der
Klang des psb M4U 2
überzeugt mich vollkommen.
Ein klein wenig durchwachsener verhält es sich mit der Funktionalität: wie schon erwähnt sitzen Kopfbügel und Hörmuscheln etwas
schwer auf meinem Kopf - auch wegen der intergrierten Batterien und wegen des hochwertigen Materials.
A propos Batterien: um an diese heranzukommen muss man einen kleinen Deckel der linken Hörmuschel öffnen. Dies gestaltete sich an unseren beiden Testmodellen zu einer nur schwierig lösbaren
Aufgabe. Es gibt schlichtweg schonendere Möglichkeiten, sich die Fingernägel zu kürzen. Hier sollten die Designer nochmal brainstormen - auch im Interesse weiblicher Musikfreunde.
Zur Abschlussprüfung rufen Genesis mit "A Trick of the Tail" (Version von 2007: Virgin
Records Hybrid SCAD multi channel stereo).
Die aufwändige Instrumentierung von Hammondorgel, Piano, Synthesizer, Mellotron, 12-String-Gitarre, Gesang (Tony Banks), E-Gitarre, 12-String-Gitarre,
Bass (Steve Hackett), Bass/Basspedal, E-Gitarre, 12-String-Gitarre (Mike Rutherford) und schließlich die
feuerwerkartigen Drums/Percussions von Schlagzeuger & Sänger Phil Collins bieten ein unendlich breites Spektrum aller vorstellbaren Frequenzen und Stimmen.
"Dance on a Volcano" als Intro ist typische Genesis-Kost, und die klingt fast ein wenig übersättigt angesichts der gewaltigen Klangfülle.
Track 2 "Lamb Stew Medley" startet als perfektes Beispiel für Melodik, die ihre Stärke aus instrumentaler Zurückhaltung bezieht,
um schließlich in einen pompösen Chorus zu wechseln - dominiert von kristallklaren Akustik-Gitarren.
"The Cinema Show" (Track 3) überrascht mit kompetent wiedergegebenen Drums und Bässen - erstaunlich, wie dieser Kopfhörer dem Klangumfang in allen Lagen gerecht wird. Die Gesangswiedergabe bleibt
immer (Collins-typisch) leicht romantisch gefärbt, und auch die hohen Töne aus der gut geölten Kehle von des Genesis-Frontmanns knicken nicht ein. Den pompösen Keyboardpassagen fehlt es nirgends an
Fülle und Pathos.
Mein persönlicher Favorit auf dieser Platte ist "Mad Man Moon"" (Track 4).
Es gibt dort ein verspieltes Marimbaphon, welches einen raffinierten Gegenpart zum mit offenen Pedalen agierenden Flügel darstellt (sollte es ein
elektronischer Keyboardsound sein, dann ist der Flügel-Effekt sehr überzeugend).
Die Holzblättchen tönen wie eine symphonische Klapperschlange - so natürlich und intensiv habe ich das über herkömmliche Lautsprecher nie wahrgenommen. Überhaupt liegt ja hier das grundsätzliche
Pro-Argument eines guten Kopfhörers: man ist einfach näher an der Musik dran, wird quasi ein Teil von ihr. Dem M4U
2von psb
gelingt das bei dieser CD vortrefflich.
Das Display des CD-Players kündigt Track 5 an - "Robbery, Assault and Battery". Auch das ist nach wie vor eines meiner
Lieblingsstücke auf dieser Scheibe, was etwas mit einer Jugenderinnerung zu tun hat, die im Detail nicht hierher gehört - da war etwas mit viel Rotwein, Kerzen und ...
Ich kenne diesen Song in-und-auswendig. Sowohl in der Erstfassung von 1976 als auch in allen weiteren Versionen - habe ihn als Teenager auf klapprigen Monoplattenspielern laufen lassen, aus
bierverschmierten Kassettenrekordern krächzen gehört, später aus Autoradios und schließlich über hochwertige Highend-Systeme im Wohnzimmer. Jetzt also mal über einen Kopfhörer, der dem hohen
klanglichen Anspruch gerecht wird.
Der wohlbekannte Drive ist sofort wieder da. Kurzes Synthesizer-Intro, dann die ersten Textzeilen " The streets
were deserted though the police were alerted, they considered the phone call a hoax..."
Der psb-Kopfhörer
macht die Musik fast zu etwas Persönlichem: Phil Collins sitzt mir scheinbar direkt gegenüber und singt nur für mich ...
Die Drums haben Felle, die Zimbeln sind aus Messing und nicht aus sprödem Einheitsstahl. Die Bass-Saiten vibrieren schnurrend wie ein satter Tiger im Mittagsschlaf.
Die Tonewheels der Hammond-Orgel gehen eine Liason mit dem Rotor des Leslie ein und lassen den Sound in meinem Kopf Karussel fahren. Alles vereinigt sich zu einem Schleier aus Musik, der durch
den ganzen Raum schwebt ...
Moment mal! Raum? Ich höre doch nach wie vor über Kopfhörer - es gibt gar keinen Raum. Wie man sich täuschen kann.
Ein positives Fazit fällt nicht schwer:
Der psb M4U 2
ist zwar nicht gerade ein billiger Kopfhörer - ehrlich gesagt ist er mit 450,- EURO Listenpreis sogar ziemlich teuer. Aber davon ist er jeden einzelnen Cent wert. Denn eigentlich ist er nicht nur
ein Kopfhörer, sondern wird jedes hochwertige Soundsystem um eine vollwertige Ausgabe-Komponente bereichern.
Ins "Klassenbuch" der Kopfhörer-Tests notiere ich dickes Sehr GUT mit Schokoladenguss und Sahne obendrauf.